Herbergsbrunnen und Kameralamt

Von der Scheuerngasse gelangt man durch einen verwinkelten und idyllisch anmutenden Durchgang in die Lange Straße beim Herbergsbrunnen. Auch hier kokettiert die alte Fachwerkstadt mit der Spannung zwischen alter, historisch gewachsener Bausubstanz und moderner Architektur: auf der einen Seite der herausragende Fachwerkbau des Kameralamts und gegenüber die gesamte Straßenzeile der Lange Straße mit ihren Geschäftshäusern mit repräsentativem Sichtfachwerk, dagegen linker Hand Richtung Marktplatz die moderne Passage der Sachsenheimer Gasse mit ihrer gläsernen Architektur.


Durchgang von der Scheuerngasse zur Lange Straße

Entlang der Scheuerngasse stehen ehemalige Wirtschaftsgebäude (Scheuern), deren zugehörige ehemalige Handwerkerhäuser mit der Giebelfront zur Lange Straße weisen. Der Durchgang von der Scheuerngasse (neben der Tourist-Information) zur Lange Straße wurde erst 1982 im Zuge der Einrichtung einer Fußgängerzone geschaffen.

Herbergsbrunnen

Der Herbergsbrunnen stammt aus der Zeit vor 1634 und wurde 1752 in barock-klassizistischem Stil neugestaltet. Infolge von Verwitterungserscheinungen ist die gesamte Brunnenanlage 1973 völlig erneuert worden (Tafel an Brunnensäule). Bei der Gestaltung der Fußgängerzone 1983 wurde der Brunnen in die Lange Straße vorgerückt und wiederum teilweise erneuert. Er ist einer von drei Brunnen in der Altstadt, die durch eine hölzerne Teuchelleitung aus einer Quelle bei der Hegnacher Höhe gespeist wurden. Sein Name erinnert an die ,,Alte Herberge”, die hier vor 1634 in der Nähe des Adelberger Pfleghofs stand.

Kameralamt (Lange Straße 40)

Das alles überragende, repräsentative Fachwerkgebäude wurde 1649 – 1669 in seiner heutigen Gestalt über dem früheren Keller und auf den alten Fundamenten unter Verwendung alter Bauteile als Verwaltungsbau der Adelberger Pflege errichtet. Schon 1260 war hier die einzige Niederlassung eines Klosters in der Stadt entstanden, deren Einzugsgebiet bis ins Neckartal reichte. Der geräumige Gewölbekeller und die darüberliegende, mit Holzsäulen versehene Halle deuten auf die ursprüngliche Nutzung als Pfleg- und Zehnthof des Klosters Adelberg hin. Im Rahmen einer Verwaltungs- und Finanzreform wurden 1807 alle staatlichen Finanzstellen der Oberämter in Kameralämtern zusammengeschlossen. Das Waiblinger Kameralamt kam 1889 in Privatbesitz, 1977 erwarb die Stadt das Gebäude für Wohn- und Ausstellungszwecke, der Kameralamtskeller wird heute häufig für kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Die Lange Straße gegenüber dem Herbergsbrunnen von der Zwerchgasse abwärts bis zum Marktplatz bietet mit ihren zur Straße ausgerichteten Giebeln ein schönes Beispiel für eine lückenlose Bebauung mit Wohn- und ehemaligen Handwerkergebäuden. Die sorgfältig restaurierten und verschiedenfarbig gestalteten Fachwerkbauten bilden ein eindrucksvolles, geschlossenes Fachwerkensemble.

Erbaut auf der ehemaligen Sachsenheimer Gasse verbindet die 1990 eingeweihte moderne, glasüberdachte Einkaufspassage Marktgasse (Freie Planungsgruppe 7, Stuttgart) den Altstadtkern mit der äußeren Stadt. Die darunterliegende Tiefgarage bietet 300 Stellplätze.