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Donnerstag, 6. März 2014, 19:30 Uhr

71332 Waiblingen, Forum Mitte, Blumenstr. 11

Vortrag von Frau Ebinger-Rist, Fachgebietsleiterin Archäologische Restaurierung beim Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen

Der Löwenmensch ist eines der ältesten weltweit bekannten Kunstwerke der Menschheit. Die bislang nur fragmentarisch erhaltene Elfenbein-Figur aus der Eiszeit ist rund 40.000 Jahre alt. Sie ist ca. 30 cm hoch und stellt ein Mischwesen aus Höhlenlöwe und Mensch dar. Da die einzigartige Statuette zugleich tierische und menschliche Merkmale besitzt, liefert sie womöglich Hinweise auf die geistig-religiösen Vorstellungen jener Menschen, der frühen Vertreter des Homo sapiens.
Gefunden wurden die Teile des Löwenmenschen bereits 1939 bei Ausgrabungen im Lonetal bei Ulm. Nachdem Archäologen in der Stadelhöhle im Alb-Donau-Kreis weitere Fragmente der eiszeitlichen Mensch-Tier-Plastik entdeckten, wurde die Figur aus Mammutelfenbein komplett restauriert. Sie wurde mithilfe neuester Technik so vollständig wie noch nie zuvor aus einigen hundert Elfenbein-fragmenten zusammengesetzt.
Bei dieser aufwändigen Puzzle-Arbeit ist auch ein Geheimnis gelüftet worden, das Archäologen seit Jahrzehnten Rästel aufgibt: Der Löwenmensch ist ein Mann. Ein kleines, dreieckiges Plättchen im Schambereich lasse keine andere Erklärung zu, so die Experten.

Restauratorin Nicole Ebinger-Rist setzte in ihrer Werkstatt im Landesdenkmalamt Esslingen die zerlegte Alt-Statuette wie bei einem gigantischen Puzzle neu zusammen und ergänzte sie beispielsweise um ein Ohr und den rechten Arm. Rund 80 Fragmente aus Mammut-Elfenbein sind neu in die Figur eingesetzt worden, damit veränderte aufgrund der neuen Funde eines der geheimnisvollsten Kunstwerke der Menschheit sein Aussehen. Jetzt ist der Löwenmensch wieder weitgehend komplett.


Der Löwenmensch in drei Ansichten nach der Restaurierung 2013
Fotos: Y. Mühleis, LAD Esslingen

Mitte November 2013 kehrte der Löwenmensch nun ins Ulmer Museum zurück , wo die Figur erstmals nach der Restaurierung zu sehen ist.

In ihrem spannenden Vortrag berichtet Frau Ebinger-Rist von den komplizierten Restaurierungsarbeiten.

Dauer des Vortrags ca. 1,5 Stunden

Kosten 3,- € (Abendkasse)

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Forum Mitte

Weiterführende Literatur:

Beutelspacher, T. und Kind, C.-J. 2012: Auf der Suche nach Fragmenten des Löwenmenschen in der Stadelhöhle im Hohlenstein bei Asselfingen. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2011, 66–70.

Hahn, J. 1971: Eine jungpaläolithische Elfenbeinplastik aus dem Hohlenstein-Stadel. Fundberichte aus Schwaben 19. Festschrift für Wolfgang Kimmig, 11–23.

Reinhardt, B. und Wehrberger, K. 2005: Der Löwenmensch. Ulm: Ulmer Museum.

Schmid, E. 1989: Die altsteinzeitliche Elfenbeinstatuette aus der Höhle Stadel im Hohlenstein bei Asselfingen, Alb-Donau-Kreis. Mit Beiträgen von J. Hahn und U. Wolf. Fundberichte aus Baden-Württemberg 14, 33–118.

Wehrberger, K. (Hrsg.) 2013: Die Rückkehr des Löwenmenschen. Geschichte, Mythos, Magie. Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung im Ulmer Museum 15.11.2013 – 09.06.2014. Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag.