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Die Siechenhauskapelle ist am östlichen Stadtrand in Richtung Beinstein gelegen, am ehemaligen Handelsweg ins Remstal.

Erbaut 1473 ist sie eines der ältesten Gebäude Waiblingens und gehört zu den wenigen Bauten, die den großen Stadtbrand von 1634 überstanden haben und ist daher von großer stadtgeschichtlicher sowie sozial-caritativer Bedeutung. Durch den Eintrag ins Denkmalschutzbuch kommt die Stadt der besonderen Bedeutung des Kleinods entgegen.

2023 wird die Kapelle 550 Jahre alt. Dieses Jubiläum hat Pfarrer Tobias Kuenzlen zum Anlass genommen, mit kleinen Filmen auf das Kleinod aufmerksam zu machen (s. Spalte rechts).

Unter anderem hat er auch mit dem Experten des Heimatvereins zur Siechenhauskapelle, Reinhold Kießling über die Kapelle, ihre Funktion und Geschichte zu sprechen.


Zur Geschichte

Erbaut 1473, stand die Kapelle ehemals in baulicher Einheit mit dem zweiten, 1559 erbauten und 1972 abgerissenen Siechenhaus in der Beinsteiner Straße. Ein erstes Siechenhaus ist für 1350 nachgewiesen.

Die Kapelle war einst von einem Friedhof umgeben, auf dem die Aussätzigen beigesetzt wurden. In der Siechenhauskapelle wurden Messen für die Bewohner des benachbarten Siechenhauses gehalten, die aufgrund ihrer Lepraerkrankung nicht am Gottesdienst in der Stadtkirche teilnehmen durften. Die "Siechen" oder Aussätzigen waren zu einem gläubigen Leben außerhalb der Gesellschaft verbannt und ihre Leprahäuser befanden sich immer an Durchgangsstraßen, da sie auf die Barmherzigkeit und auf die Almosen ihrer Mitmenschen angewiesen waren.

Durch die zugehörige landwirtschaftliche Fläche des nahegelegenen Gewanns „Siechengärten“ konnten sich die Aussätzigen teilweise selbst versorgen. Mit dem Bau eines Siechenhauses hatte die Stadt schon sehr früh soziale bzw. caritative Verantwortung für ihre Bewohner übernommen. Nach dem Verschwinden der Lepra zum Ende des 17. Jahrhunderts änderte sich die Nutzung der Siechenhauskapelle über die Jahrhunderte immer wieder.

Erforschung & Denkmalpflegerische Maßnahmen

Seit Ende 2011 - nachdem der Raum als Vereinsheim aufgegeben wurde - kümmert sich der Heimatverein um das Denkmal und den Rückbau und um die Erforschung der Siechenhauskapelle.

Die Veränderung der Kapelle wird durch das Filmteam des Film- und Videoclubs Waiblingen dokumentiert. Für Interessierte bietet der Heimatverein regelmäßig Führungen zur Baugeschichte, zur Geschichte der Lepra und zum aktuellen Stand der Erforschung an.

Die folgenden unten aufgeführten Maßnahmen wurden auf Anregung und durch Mithilfe des Heimatvereins realisiert. Ein erster Schritt, sich der Siechenhauskapelle und ihrer Geschichte zu erinnern, war im Dezember 2013 das Anbringen einer vom Heimatverein gestifteten Informationstafel. Im Juli 2014 wurde die Kapelle durch den ehrenamtlichen Einsatz von Gemeindemitgliedern der Mormonen komplett ausgeräumt. Im Auftrag des Heimatvereins wurde im März 2016 eine bau- und denkmalpflegerische Untersuchung der Kapelle durchgeführt (Fa. Mäule & Krusch). Dabei konnten drei vorhandene Hagioskope (Lepraspalten) sowie fragmentarisch erhaltene Wandzeichnungen von drei lebensgroßen Heiligenfiguren nachgewiesen werden. Um der Kapelle ihr ursprüngliches Aussehen wiederzugeben wurden im Dezember 2018 die bisherigen Holzfenster durch neue, dem Maßwerk angepasste Bleiglasfenster ersetzt (Fa. Gaiser & Fieber). Und im Februar 2020 wurden zwei der drei vorhandenen Hagioskope durch Restauratoren geöffnet. Noch hält das Kleinod einen "Dornröschenschlaf", aber es bleibt spannend, was die weiteren Recherchen des Heimatvereins und des Stadtarchivs zutage fördern.

Eine ausführliche Darstellung des Forschungsstands zur Geschichte und Bedeutung der Waiblinger Siechenhauskapelle ist in Band 18 der Schriftenreihe „Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart“ erschienen.

Wer alte Fotos oder Geschichten zur Siechenhauskapelle hat, darf sich gerne an den Heimatverein wenden.
Wenn Sie Interesse an weiteren Informationen zur Siechenhauskapelle haben freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme.
Ansprechpartner ist Herr Kießling, Mail: siechenhaus@hvwn.de

 

550 Jahre Siechenhauskapelle Waiblingen

Siechenhauskapelle Waiblingen
Die Anfänge (Teil 1)

Siechenhauskapelle Waiblingen
Lepra & Standort (Teil 2)

Sichenhauskapelle Waiblingen
Das Alltagsleben (Teil 3)

 

Ansprechpartner:
Reinhold Kießling
E-Mail: siechenhaus@hvwn.de